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geschrieben 2025 von Florian Link (Hanswurst).
Veröffentlicht: 04.05.2025. Rubrik: Total Verrücktes


Wurst- und Durstgeschichten - Chaos in der Bude oder: Die New Kids machen Hackepeter

Ich bin der Hanswurst. Und ich sag’s gleich vorweg: Ich bin ja eigentlich ein friedlicher Typ. Ein bisschen Wurst, ein bisschen Bier, ein bisschen Hängematte fürs Herz – mehr brauch ich nicht. Ich hab also im Grunde heute eigentlich gar nichts vor. Was, nebenbei bemerkt, immer ein sicheres Zeichen dafür ist, dass der Autor beschlossen hat, dass ich gleich in eine Szene stolpere, die wahlweise mit lauter Musik, Senffontänen oder totalem Kontrollverlust zu tun hat. Ich weiß, dass ich nur erfunden bin. Ich kann das sogar akzeptieren. Aber manchmal, wenn der Autor zu viel Schnaps trinkt oder wieder denkt, es bräuchte Action, dann muss ich Dinge erleben, die nach Pommeskrieg und Ohnmacht riechen. Heute ist also so ein Tag. Und so muss ich heute also mal wieder was erleben. So mit Bumms, Bierdusche und Brüllaffen aus Brabant.

SatirepatzerSatirepatzerIch steh vor’m Imbiss ums Eck und trinke mein erstes Bier (also das dritte) und mein Lieblingsstehstammtisch leuchtet matt im Vormittagslicht. Der Schorsch ist drinnen und sortiert Senfbeutel. Der Hape bastelt neben mir irgendwas mit einem alten Eierkarton und sagt, das werde mal eine Skulptur mit dem Titel „Systemgastronomie als Sinnbild urbaner Einsamkeit“.

Alles normal. Alles ruhig.

Und dann hören wir es. Oder eher: wir fühlen es.

Bass.
Knarzender Auspuff.
Reifen, die auf dem Bordstein sterben.

Ein knallgrüner Opel Manta kracht auf den Gehweg vorm Imbiss. Die Türen fliegen auf. Vier Typen in viel zu enger 80er-Jahre-Kleidung springen heraus, als hätte man ihnen Chili unter die Achseln gerieben. Mit Frisuren wie Stromunfälle, Jogginghosen, Sonnenbrillen, T-Shirts mit dem Aufdruck „BAM BIER!“.

Einer trägt Crocs. Absichtlich.

„EY! CURRYWURST! JETZT!“ brüllt der eine mit dem Kinn wie ein Kühlschrank.

„SONST FLIPP ICH AUS, JUNGE!“ schreit der nächste.

Der dritte tritt aus Versehen die Papiertonne um, ruft „IS MIR EGAL!“ und pinkelt gegen den Stromkasten.

Der vierte brüllt „BOAH EY!“ in den Himmel, ohne Zusammenhang.

Ich sage nichts. Der Hape bastelt weiter.

„EY! ISS DIT DER WÜRSTSTAND?!“, ruft der Blonde.

„WIR HABE DORST! UN HUNGER! GEB UNS CURRYWURST ODER ICH MACH DEIN LADEN PLATT!“

Der Schorsch kommt raus, zieht an seiner Kippe und schaut sie an.

„Geht’s vielleicht ’n bisschen freundlicher?“

„NEIN!“, schreit der eine.

„BOAH EY! DER IS COOL!“, schreit ein anderer.

„FAST SO COOL WIE UNSER JAN VON DER SNACK-BUDE IN MAASBREE!“

Dann – aus heiterem Himmel – brüllt der mit dem Bierhelm auf dem Kopf:
„WER HAT DAS BESSERE FASTFOOD, EY?! DEUTSCHLAND ODER HOLLAND?!“

Ich schau den Hape an. Der Hape schaut mich an. Der Schorsch schaut auf seine Uhr, obwohl er keine trägt.

„Das kann man so pauschal nicht beantworten“, sag ich, „da bräuchte man ein neutrales Testverfahren.“

„Wat für ’ne Frage“, murmelt der Schorsch. „Komm rein, dann klären wir das.“

„FASTFOOD-BATTLE!“, grölt der Blonde.
„DEUTSCHLAND VS. HOLLAND! DIE WURST GEGEN DIE FRIKANDEL!“

Zehn Minuten später sieht der Imbiss ums Eck aus wie eine Mischung aus Dönerbude nach Stromausfall und einem gescheiterten Casting für Kitchen Impossible: Wutbürger-Edition.

Die Hollönder haben:

Ein Dutzend Dosen Bier aufgemacht – ohne sie zu trinken

Mit Senf ein Hakenkreuz auf den Klodeckel gemalt (unabsichtlich, weil sie eigentlich das „Autobahn“-Logo malen wollten)

Den Frittierkorb als Frisbee verwendet

Und dem Schorsch erklärt, dass sein „Soßenlevel“ unterirdisch sei, weil „in Holland selbst das Krankenhausessen geiler is, ODER WAS?!“

Jetzt geht’s los. Wir stehen weitere zehn Minuten später draußen am größten Stehtisch. Eine Kofferraumladung voll holländischer Frikandeln, Kaassoufflés, Bitterballen und irgendwas, das aussieht wie Fritteusenkompost. Außerdem Currywurst extra scharf, Bier, viel Bier, Joghurt zur Magenberuhigung und ein kleiner Plastikdino, warum auch immer.

Die Regeln sind einfach: Wer aufgibt, verliert. Wer kotzt, zahlt.

„ICH FANG AN, DU LAPPEN!“, ruft der Typ mit der Sonnenbrille und schiebt sich drei Stücke gleichzeitig rein.

„GIB GAS, RUDI!“, brüllt einer und stopft sich eine Frikandel rein wie ein Presslufthammer.

„EY, DIE WURST HAT KEINE EIER!“, ruft der andere und meint damit offenbar Schorschs mildere Soße.

„DU HAST KEINE EIER!“, ruft der Schorsch zurück.

Der Bierverbrauch explodiert. Die Lautstärke auch.

Der mit dem Hakenkreuz-Klodeckel kippt um. Der mit dem Opel Manta wird grün im Gesicht. Der Brüller schielt.

Und dann: KOTZGEWITTER. Direkt in den Frittierkorb. Ich sag mal so: Den kann man jetzt wohl wegschmeißen.

Und gerade, als ich denke: Jetzt eskaliert es komplett, passiert es:

Die Jaqueline kommt.

Wie immer in Sportleggings. Wie immer mit irgendeinem Fitness-Drink, der nach Rasenmäher riecht.

„Ey! Was is denn hier los? Bratwurst-WM?“

Einer der Holländer versucht einen Anmachspruch, scheitert an seinem eigenen Akzent und einem falsch betonten „Poledance“.

„RUHE!“, sagt Jaqueline. Und dann ganz trocken: „Ich bin zertifizierte Fastfood-Testerin. Ich hab alles gegessen – von Würstelständen in Wien bis zu veganen Dönerrollen in Neapel. Ich entscheide das jetzt.“

Der Schorsch zuckt mit den Schultern. „Na dann.“

„BOAH EY, EINE FRAU!“, ruft der mit der Mettrolle. „DU BIST SCHÖNER ALS MEIN RENAULT TUNING!“

„Schnauze“, sagt Jaqueline.

Und dann: Sie übernimmt.

„Ich probier jetzt alles. Ich bin neutral. Ich hab Ernährung studiert. Auf YouTube.“

Sie kostet Wurst. Sie kostet Frikandel. Sie trinkt einen Schluck Bier – und schüttelt sich.

Dann sagt sie:

„Die Wurst schmeckt besser. Aber die Holländer trinken mehr. Unentschieden.“

Die Holländer jubeln.

„UNENTSCHIEDEN IS GUT! DANN MACHEN WIR PARTY!“

Und sie tanzen. Mit Frittenschalen auf dem Kopf. Einer versucht den Moonwalk, rutscht aus, landet im Ketchup und ruft: „ICH SCHWIMME IN SOßE WIE EIN KÄSEKROKETTEN-DOLPHIN!“

Und dann sagt einer: „Wo ist eigentlich der Typ mit der Wurst?“

Alle gucken sich um.

„Wir sind zu viert hier reingekommen“, sagt der mit der Sonnenbrille.
„Und jetzt... sind wir nur noch zu dritt.“

„BOAH EY! DER TONNY IS WEG!“

Und in diesem Moment wird klar: Einer der Holländer ist verschwunden. Und zwar nicht so wie „mal kurz pinkeln“, sondern wirklich weg.

Der Schorsch guckt in die Kühltruhe. Der Hape schaut ins Klo. Ich inspiziere die Getränkekisten. Nichts.

Dann. Eine Stimme. Dumpf. Aus der Wand.

„Ey, Leute? Ich bin hier... ich glaub, ich bin... fest.“

Tonny. Ist im Lagerraum. Eingeschlossen.
Mit drei Paletten Dosenbier und einem Plakat vom Tag der offenen Metzgerei 1998.

Der Schorsch zuckt mit den Schultern. „Ich hab die Tür vorhin aus Versehen zugemacht. Ist selbstschuld, wenn er sich für Dosenbier interessiert.“

Am Ende?

Der Imbiss sieht aus wie nach’m WM-Finale mit Freibier. Die Holländer laden den Schorsch zu einem Frikandel-Festival nach Eindhoven ein.

Der Hape verkauft sein Eierkarton-Kunstwerk an einen der Holländer – für zwölf Dosen Grolsch und ein altes Scooter-Album.

Und ich fläze wieder am Stehtisch, trinke ein Bier und denk mir: Vielleicht hat der Autor doch mal wieder einen rausgehauen.

ENDE

Oder wie der Blonde beim Rausgehen ruft: „DEINE WURST IS KACKGEIL, SCHORSCH! WIR KOMME WIEDER, DU DÖNER-GOTT!“

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