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3xhab ich gern gelesen
geschrieben 2021 von Bjarne Pfennig (BjarneP).
Veröffentlicht: 20.05.2021. Rubrik: Fantastisches


Die Liebe und der Tod

Der Himmel glühte vor Sternenlicht. Auf der Wiese, zwischen zwei Steinen, lagen ein Mann und eine Frau.
Es würde noch lange bis zum Sonnenaufgang dauern. Sicherlich noch mehrere Stunden. Und das war gut so.
Der Mann seufzte. Die Sterne, Sie wirkten wie tausende von glühende Feuern; Seelen; dieser gewisse Funken, den Menschen in den Augen tragen.
Die Frau lächelte. »Was denkst du gerade?«, fragte sie.
Er wendete seinen Blick vom Himmel ab, sah ihr ins Gesicht. »Die Sterne …«, antwortete er. »Sie erinnern mich an dich. Sie sind so wunderschön wie deine Augen.«
»Meinst du das wirklich?« Sie lachte.
»Ich meine alles, was ich sage, ernst. Immer und jederzeit. Absolut! Ich schwöre es dir bei den Göttern!« Auf seinen Lippen formte sich ein Schmunzeln.
»Mit Sicherheit doch.« Sie lächelte, und dann gähnte sie. »Meinst du nicht, dass es langsam ein wenig spät wird? Sollten wir nicht zurück ins Dorf gehen?«
Der Mann warf einen letzten raschen Blick zum Himmel hinauf. Dann sah er wieder sie an.
»Ja. Du hast sicher recht«, murmelte er. »Lass uns gehen.«
Er stand auf, spürte das Gras zwischen seinen Zehen. »Kommst … du …« Er schmunzelte. Sie musste wirklich müde gewesen sein. Er schüttelte mit dem Kopf und nahm sie auf den Arm.
Was man nicht alles tut, dachte er.

Sie öffnete ihre Augen.
Irgendetwas war eigenartig, dachte sie.
Sie lag nicht mehr auf der Wiese, nein, sie stand, irgendwie, alles, alles war verzerrt, verschwommen, als würde sie die Welt durch eine Brille mit falscher Sehstärke betrachten. Sie bekam es mit der Angst zu tun. »Hallo?«, rief sie, doch ihre Stimme verhallte in der Sinnlosigkeit. Sie ließ sich zu Boden sinken.
Es knisterte. Sie sah auf.
Funken stoben auf, schwarz glühend, wie Asche. Sie lauschte. Die Funken schwirrten um sie herum, schienen ihr ein Lied zu singen, ein Lied, welches ihre Gedanken erfasse und ihr ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Für einen Moment sah sie die Welt. Tausende Welten. Bäume, zwitschernde Vögel, Dörfer … und die unvorstellbarsten Dinge; Drachen, Feen und …
das Bild verblasste.
»Verschwindet!«, rief eine kalte Stimme. »Ihr habt hier nichts zu suchen! Nicht bei ihr!«
Mit einem Mal stoben die Funken zu allen Seiten davon, verschwanden in der Dunkelheit.
Sie sah auf. Erst sah sie ihn nicht, doch dann … er war genauso undeutlich wie die Umgebung um sie herum. Er war ein lebendiger Schatten, ein Konzept, so alt wie die Welt und die Zeit selbst, älter noch als die Götter, alle Götter. Er hatte sie alle gesehen und überdauert.
Sie wusste, wer er war und es lief ihr wie Eis den Rücken herunter.
»D-das muss ein Fehler sein«, flüsterte sie. »Ich bin mir ganz sicher. Du kannst noch nicht … ich habe noch so viel zu erledigen.«
»Hier und jetzt«, murmelte Thanatos. »Ich tue einzig das, was mir die falschen Götter aufgetragen haben.«
»Aber …«
»Es wird nicht wehtun.«
Thanatos trat an sie heran, blickte auf ihre Hand hinab. Griff danach.
»… Liebe«, flüsterte sie.
Er zuckte, hielt einen Augenblick inne, ließ seine Hand von ihrer ab. »Was hast du gerade gesagt?«, fragte er.
»Ich kann nicht gehen, seinetwegen. Er liebt mich und ich liebe ihn. Sag nicht, dass das nichts sagt. Ich kann nicht gehen …, weil er sonst allein ist. Und das darf er nicht. Das will ich nicht. Nicht einmal du kannst so herzlos sein.«
Thanatos zog seine Hand beiseite und drehte sich um. »Ich verstehe.« Er senkte sein Haupt und dann lachte er. »Ich weiß, was der verdammte Bastard vorhat, ich hätte es mir denken können, verdammt!« Er lachte, lachte wie ein Wahnsinniger. Sie trat einen Schritt zurück … doch sie konnte nicht fliehen, nicht wenn er, Thanatos, es anders wollte. »So langsam verstehe ich«, rief der Gott, »zwar nicht viel, doch zumindest ein wenig. Aber das soll mir reichen. Nun, wenn er es so will, dann sollt ihr doch glücklich werden!«
»Was meint ihr?«, fragte sie.
Thanatos antwortete nicht. Er seufzte und dann ging er, verschmolz sich mit den Schatten.

Sie öffnete ihre Augen. Doch dieses Mal war es anders.
»Ah, da bist du ja wieder!«, rief der Mann.
»I-ich habe … geschlafen?«
»So sieht es aus.«
Sie blickte hinab; er trug sie in den Armen. Die beiden hatten die Wiese noch immer nicht verlassen, doch in der Ferne konnte sie den Weg erblicken, auf dem sie hergekommen waren. Sie lächelte und schmiegte sich an ihn.

Der wahre Gott des Todes verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Was auch immer es bedeuten würde, dass er seine ›Arbeit‹ nicht abgeschlossen hatte, es war ihm egal. So egal wie es nur jemandem wie ihm egal sein kann.
Wenn die Liebe mit im Spiel ist, so dachte er, wollte er sich nicht mit ihm anlegen. Ihm, der einzigen Person, die dem wahren Tod ein wahres Lächeln auf die Lippen brachte.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Nordlicht am 21.05.2021:

Schön geschrieben. Da kann man viel drüber nachdenken.




geschrieben von Susi56 am 23.05.2021:

Gefällt mir gut. 2 Anmerkungen hätte ich. Als sie aufwacht, sah sie alles verzerrt. (verzehrt ist, wenn man etwas isst). Dann hast du zwischendurch er sie es kursiv geschrieben. Das würde ich ändern. Es ist eher unüblich und man stolpert als Leser darüber, ist auch nicht nötig. Aber sonst 👍🏻




geschrieben von Berni43 am 07.12.2021:

Ein tiefer Sinn liegt in Deiner Erzählung. Das ist für Leser, die nachdenken, nachhaltig! Sehr sdchön!!!

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