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geschrieben 2022 von Nordlicht.
Veröffentlicht: 16.05.2022. Rubrik: Menschliches


Das Schloss Teil 2 - Im Supermarkt

Simone, Jontes Mutter, kam ins Wohnzimmer, wo ihr Mann auf dem Esstisch jede Menge Landkarten verteilt hatte. „Was machst du denn da?“, fragte sie.
„Ich schaue mir die Wanderwege der Umgebung an. Wenn das Resort fertig ist, müssen wir auch Auskunft über die Wanderwege geben können.“ Er strich eine Karte glatt. „Hier gibt es Wege in allen Schwierigkeitsklassen. Die meisten führen hier vorne Richtung den Zwillingsbergen.“ Er zeigte auf einen Bereich auf der größten Karte. Simone schaute auf die Karte. „Ich habe neulich auf dem weg vom Supermarkt, in den Bergen, ein Schloss gesehen. Hier müsste es irgendwo sein.“ Sie deutete auf den entgegengesetzten Teil der Karte.
„Hier ist keins verzeichnet“, meinte er. „Wanderwege gibt es hier auch keine. Wenn es hier wirklich ein Schloss gibt, wäre das doch eine schöne Wanderroute.“
„Ja,“ stimmte sie zu „ich hole jetzt Jonte von der Schule ab, dann fahren wir noch einkaufen. Ist dir auch aufgefallen, dass er gestern so still war?“

Jonte folgte seiner Mutter nur widerwillig in den kleinen Supermarkt. Einkaufen war eine der langweiligsten Beschäftigungen, die er sich vorstellen konnte. Der Markt war ziemlich leer und an der Kasse war keine Schlange, sodass seine Mutter eine Unterhaltung mit der Kassiererin anfing. Jonte wollte schon gelangweilt vor gehen, als die Sprache auf das Schloss kam. Seine Mutter fragte geradeheraus, was das denn da für ein Schloss in den Bergen sei.
Die Kassiererin erzählte: „Das Schloss gehörte einem Grafen und seit er gestorben ist, steht es leer. Man sagt der Graf würde immer noch dort herum spuken und seit dem traut sich niemand mehr in die Nähe.“
Hinter Simone war eine weitere Kundin an die Kasse gekommen. Sie ergänzte: „Wer einmal dort hinein geht, kommt nie mehr wieder raus. Nachts kann man manchmal flackernde Lichter sehen. Die kommen von den verlorenen Seelen, die darin herum spuken.“
Die Kassiererin kicherte: „Hör doch auf mit dem Unsinn.“
„Die Touristen hören gerne solche Geschichten.“
„Ich bin keine Touristin“, meinte Simone. „Mich interessiert das ernsthaft.“
Die Kassiererin erklärte: „Das Schloss gehörte wirklich mal einem reichen Grafen. Nach seinem Tod konnten sich die Erben nicht einigen und seitdem steht es leer.“
„Langweilig, aber war“, stimmte ihr die andere Kundin zu.
Jonte verfolgte die Unterhaltung aufmerksam. Auf dem Nachhauseweg war er nachdenklich still. Simone schaute während der Fahrt zu ihm rüber und fragte: „Was ist denn los, mit dir? Du bist so schweigsam?“
„Ich habe nur über das Schloss nachgedacht“, antwortete er. „Meinst du es stimmt, was sie sagen. Das es leer steht, weil sich die Erben drüber streiten? Es gibt so viele Geschichten darüber.“
„Über herum spukende Geister, verschwindende Menschen und unheimliche Lichter?“, fragte sie. „Ich dachte du wärst aus dem Alter raus, in dem man an Schauergeschichten glaubt?“
„Bin ich auch“, sagte er entschieden und doch hörte Simone ein großes Aber mitschwingen.
„Das ist ein einsames Schloss, wir sind in einer Touristenstadt und die Einheimischen sind gelegentlich etwas verschroben. Natürlich erfinden sie Geschichten über das Schloss.“

Die Kassiererin zog die Ware der anderen Kundin über das Band und meinte: „War das nötig? Das ist eine nette Familie. Sie sind vor ein paar Wochen her gezogen. Ich glaube man muss ihnen keine Märchen erzählen.“
„Der Mann arbeitet für das neue Ferienresort. Das wird eine Menge Leute anziehen.“
„Ich glaube nicht, dass es eurem Gasthof Konkurrenz machen wird“, meinte die Kassiererin. „Das ist doch etwas ganz anderes.“
„Ja, und es gefällt Ihm nicht.“
„Hat Er das gesagt?“, fragte die Kassiererin erstaunt.
„Natürlich nicht. Aber Er war heute Morgen bei meinem Mann in der Schenke. Das macht er nur wenn ihm was nicht gefällt.“
„Er ist da? Hab ich gar nicht mitbekommen.“
„Letzte Nacht ist er angekommen. Und heute Morgen war er gleich in der Schenke.“
„Du meinst es ist wegen dem Hotel?“
„Weswegen denn sonst?“

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Christine Todsen am 16.05.2022:
Kommentar gern gelesen.
Toll, jetzt wird's richtig spannend!




geschrieben von Ohnelly am 16.05.2022:
Kommentar gern gelesen.
Ach herrlich! Genau so stell ich mir die Tratscherei im Dorfsupermarkt vor :-) bin echt gespannt auf den Mann, dessen Namen man nicht nennt...




geschrieben von Gari Helwer am 17.05.2022:
Kommentar gern gelesen.
Spannend! Freu mich auf Teil 3!

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