Veröffentlicht: 13.09.2025. Rubrik: Total Verrücktes
1 Urlaub unter Grönlands Palmen - Vorm Reisebüro
Die ganze Nacht hatte ich voll vermummt vorm Reisebüro in der Hoffnung gestanden, dass es endlich grünes Licht für den Sommerurlaub 2020 unter Grönlands Palmen gab. Grünes Licht gab es temporär auch, aber nur von der gegenüberliegenden Ampel.
Ich war bester Dinge, und die Koffer waren praktisch schon gepackt, da ich mir in den letzten Jahren angewöhnt hatte, sie nach dem Urlaub erst gar nicht wieder auszupacken, da ich ja bereits wusste, dass es nächstes Jahr wieder auf Reisen geht.
Als ich das zum ersten Mal ausprobiert hatte, gab es aber ein paar Problemchen mit der Umsetzung. Zufällig wurde ich am Zoll rausgewunken, und als man den Koffer öffnete, fiel die Zollbeamtin sofort in Ohnmacht. Wie sich herausstellte, war das aber das kleinere Problem. Eine intensive und feuchte Mund-zu-Mund-Beatmung brachte sie schnell wieder ins bizarre Geschehen. Das größere Problem war eher, den Mottenschwarm wieder einzufangen, der sich im ganzen Flughafengebäude blitzartig verteilte.
Naja, zum Glück bin ich lernfähig und mir ist das kein zweites Mal passiert. Die Jahre danach habe ich mir angewöhnt, kurz vor der Abreise, alle Urlaubsklamotten übereinander anzuziehen und damit morgens eine halbe Stunde im Pool schwimmen zu gehen. Danach war vom Chlor alles bestens desinfiziert. Die nassen Klamotten konnte man dann auch direkt in den Koffer packen und in die pralle Sonne stellen. Abends war dann alles wie frisch gebügelt.
An den penetranten Chlorgeruch gewöhnte man sich eigentlich schnell und praktischerweise hielt er auch Kofferdiebe von ihrem Vorhaben ab. Meine Frau von der Praxis zu überzeugen, war allerdings unmöglich, aber auch dafür habe ich schlussendlich eine Lösung gefunden: Wir verreisen nur noch getrennt.
Egal, jedenfalls saß ich vor dem Reisebüro und wartete! Die Nacht war lang und kalt, trotzdem war ich irgendwann fröstelnd eingeschlafen. Ich träumte gerade wieder von Grönlands Palmen, als mich im Traum ein Erdbeben heimsuchte. Erschrocken wachte ich auf und blickte in ein ebenfalls vermummtes Gesicht mit Brille.
Ein heiserer Schrei entfuhr meiner Kehle, was die vermummte Gestalt zurückweichen ließ. „Was machen Sie vor meinem Reisebüro? Haben sie etwa kein Zuhause?“, wurde ich sichtlich erregt, aber nicht unfreundlich gefragt. „Ja, raten Sie mal, was macht man wohl vor einem Reisebüro? Ich möchte natürlich eine Reise buchen und wollte dem zu erwartenden Ansturm zuvorkommen!“.

