Veröffentlicht: 16.08.2025. Rubrik: Total Verrücktes
Bads suche nach dem Leser
Bad schrieb schon eine geraume Zeit, bis ihm auffiel, dass er nur sein eigener Leser war. Das hatte so seine Vorteile, fand er seine Geschichten doch meistens unterhaltsam, auch wenn er sich nicht mit seinen Geschichten unterhielt. Eigentlich eine Win-Win-Situation, nur auf die Dauer etwas dröge. Ein zusätzlicher Leser musste also her.
Seine Suche startete er, weil naheliegend, im eigenen Haushalt. Das fing bei den Stubenfliegen an und hörte bei den Wollmäusen auf. Seine viel bessere Hälfte umging er sicherheitshalber, da aktiv die Gefahr bestand, dass diese sich nach nur wenigen Absätzen zu einer verlorenen Hälfte wandeln könnte, und so wichtig war dem Bad das mit dem Leser nun doch nicht.
Das junge Gemüse im Haushalt fiel ebenfalls ersatzlos aus. Zwar volljährig, aber schwer vom Handy zu trennen. Außer der Bad-Papa zog sich die Shopping-Spendierhosen an. Die standen ihm angeblich sehr gut, sofern man dem Nachwuchs Glauben schenken wollte. Der Bad-Kontostand erzählte ihm dagegen etwas ganz anderes.
Um die Nachbarschaft zog er ebenfalls großzügig ein No-Bad-lesertaugliches Pentagramm, wurde doch in der Siedlung längst vermutet, dass er sich wegen seines langen Moppes auf dem Kopp keinen Friseur leisten könnte und sicher auch schwarze Messen abhielte! Wie sollte er der Nachbarschaft dann glaubhaft versichern, dass er sich Papier und Bleistift leisten konnte?
So musste der Bad also auf der Suche nach einem Leser in die weite, weite Welt ziehen und da er Fernreisen als ökologisch sinnlos ablehnte, war es vor der Haustür doch schließlich auch schön, schnappte er sich seine Tastatur und bereiste das World Wide Werbeweb, denn zu diesem war das Internet längst verkommen.
Seine Suchanfrage in Google „Suche Leser für meine Textergüsse“ schickte ihn erst einmal auf diverse Pornoseiten, die neben der Werbung inzwischen Hauptbestandteil des Internets waren. Vielleicht war Google aber auch einfach der Meinung, dass nur ein befriedigter Autor auf Lesersuche gehen sollte, damit er nicht in Versuchung geriet, seinem Leser mehr an die Wäsche als an seine Lesebrille gehen zu wollen. So ganz genau wusste man das jetzt aber nicht.
Die Suche nach einem Leser gestaltete sich doch schwieriger als gedacht, besonders als Bad bemerkte, dass die Konkurrenz im Internet riesig war, geradezu gigantisch. Hatten die etwa alle nichts zu tun? Schreiber über Schreiber, aber kein Leser in Sicht! Waren die inzwischen ausgestorben? Oder alle zum Schreiber mutiert? Schließlich animierten tausende von Schreib-Plattformen den Leser, doch lieber selbst zu schreiben, anstatt zu lesen, auch wenn man gerade erst den Stift halten konnte.
Bad fühlte sich entmutigt und auch ein bisschen traurig, so traurig, wie sich ein Bad halt fühlen kann. Deshalb schrieb er erst einmal, sein eigenes, herzzerreißendes Gedicht, so wie er nur herzzerreißende Gedichte schrieb!
Der Leser scheint so fern, so fern,
dabei hätt ich ihn doch so gern, so gern
dass er an meinen Zeilen klebe
und etwas von meinem Klamauk erlebe
Ja, das wäre schön, dachte sich der Bad als er, tief berührt, den Stift ablegte und sich seinem Trübsal ergab, und wenn er darin nicht ertrunken ist, dann ist er wohl immer noch auf der Suche nach einem Leser, ob er ihn jemals finden wird?

