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8xhab ich gern gelesen
geschrieben 2025 von Evelinya Lyriel (lys).
Veröffentlicht: 06.11.2025. Rubrik: Aktionen


Das Rezept

Marie war überwältigt, als sie die kleine Konditorei ihrer Großmutter erbte. Das Haus mit der alten grünen Markise und dem Duft von Vanille und Butter hatte sie seit ihrer Kindheit geliebt. Früher standen die Leute hier Schlange, um ein Stück vom Apfelkuchen oder den berühmten Marzipantörtchen zu ergattern.

Als Marie, selbst frisch gebackene Konditormeisterin, die Backstube übernahm, fand sie die handgeschriebenen Rezeptbücher ihrer Großmutter. Jedes Rezept war präzise notiert, jede Zutat abgewogen, jede Anweisung glasklar. Und doch – egal wie sehr sie sich bemühte, wie sorgfältig sie abwog und rührte – das Ergebnis war nie ganz dasselbe. Ihre Kuchen schmeckten gut, aber nicht magisch.

Eines regnerischen Nachmittags trat ein junger Mann in den Laden. Er lächelte schüchtern, bestellte ein Stück Zitronentarte und setzte sich ans Fenster. Marie beobachtete ihn, wie er einen Bissen nahm und die Augen schloss, als würde er den Geschmack mit der Seele kosten. Etwas in ihr vibrierte.

Am nächsten Tag kam er wieder. Und am übernächsten auch. Irgendwann teilten sie nicht nur Gebäck, sondern Gespräche, Spaziergänge, Lächeln. Aus Begegnung wurde Nähe, aus Zuneigung Liebe.

Marie fühlte sich leicht, inspiriert, erfüllt. Und ihre Torten? Sie schmeckten plötzlich anders – wärmer, lebendiger. Die Kunden kamen wieder, lachten, schwärmten. Da begriff Marie, was sie all die Zeit übersehen hatte: Das Geheimnis ihrer Großmutter war keine Zutat aus Zucker oder Mehl gewesen. Es war die Liebe – zu den Menschen, zum Leben und zum Backen.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Babuschka am 06.11.2025:
Kommentar gern gelesen.
Liebe Lys,
schön, dass es Marie gelungen ist, solch überragende Kuchen und Tartes wie ihre Oma zu backen. Ich hatte schon befürchtet, ihre Oma hätte eine kleine, aber besondere Zutat verschwiegen.

LG Babuschka




geschrieben von Rautus Norvegicus am 06.11.2025:
Kommentar gern gelesen.
Der hervorragende Geschmack wird durch die Zutat Liebe erreicht. Wenn ich mir ein Butterbrot schmiere, versuche ich es auch immer zu lieben. Die Liebe ist vorbei, sobald mich der Hunger überwältigt. 🙂




geschrieben von lys am 06.11.2025:

@Babuschka
Genau genommen hat die Oma das ja. :-)

@Rautus Norvegicus
Typisch Mann, da kommen die wirklich wichtigen Dinge im Leben natürlich zuerst – das Butterbrot vor der Liebe. ;-)




geschrieben von JensACallert am 06.11.2025:
Kommentar gern gelesen.
Hallo Lys, das ist wirklich eine bezaubernde Geschichte. Man kann die Magie,, die sie ausstrahlt, beim Lesen richtig spüren.
Liebe Grüße von Jens




geschrieben von Andy Loginius am 07.11.2025:
Kommentar gern gelesen.
Hallo Evelinya, deine Geschichte passt gut zur Weihnachtszeit. Wenn ich was koche dauert es etwas länger, aber das tue ich mit Liebe und Herz. Meine Familie ist von den Speisen begeistert.
Gern gelesen.
Schöne Grüsse
Loginius




geschrieben von Codec Diva am 08.11.2025:
Kommentar gern gelesen.
255 Wörter ohne Titel. 255 Wörter für Figuren: Marie, Großmutter und Kundenmann. Es ist eine kurze Liebesgeschichte mit einer Pointe, die über das Happy End der erhörten Liebe hinaus geht. Es gibt zwischen Oma und Marie, zwischen Mari und Oma Verhältnisse, so wie zwischen Marie und Mann und umgekehrt.

Ich habe leider schon mehrere Freunde belehrt, dass es nicht möglich ist, in 600 Wörtern eine Geschichte auszubreiten, aber lys zeigt hier, dass eine kleine Geschichte, die sich nicht anfühlt wie Zeitverschwendung, wegen Pointe mit der Liebe im Gebäck, sehr wohl möglich ist und lesenwert sein kann.

Keine richtige Geschichte? Könnte man einwenden, aber hier gibt es Figuren mit Beziehungen untereinander, eine Entwicklung mit einem schlüssigen Ende und sogar eine Lehr von der Geschicht. Es gibt wenig Charakterisierung der Figuren, ist aber für die einzelnen Auftritte nicht notwendig. Der Erzähler ist sehr nah dran an Marie und spricht vermutlich wie Marie, daher ist Marie durch die Sprache des Erzählers ein bisschen charaktierisiert. Die Großmutter brauchte wenig Charakterisierung, weil sie anscheinend eine typische fürsorgliche, sorgfältige Großmutter ist, die aus dem Folklore ausreichend bekannt ist. (Klischees mag keiner, aber viele sind wahr oder waren es wenigstens mal.)

Ein Elektroroller ist kein Auto, aber nach den wichtigsten Maßstäben ein richtiges Verkehrsmittel, das nur wenige Kilogramm wiegt und vergleichsweise wenig Energie verbraucht.

Für mich ist die Freude über die gelungen Ultrakurzgeschichte wichtig. Ich werde im Archiv nach weiteren suchen. Ich habe Riesenprobleme, mich kurz zu fassen und bin auf den meisten Websites über dem Wörterlimit. (: (: (:

Prima, liebe lys
deine Quasselmaschine...





geschrieben von lys am 11.11.2025:

Ihr Lieben,
jedes Mal, wenn ich eine Geschichte veröffentliche, habe ich ein kleines bisschen Angst oder Bedenken. Doch eure liebevollen, netten und schönen Kommentare zeigen mir immer wieder, dass diese Angst unbegründet ist. Ich danke euch von Herzen!

@Codec Diva
Liebe Quasselmaschine, über deinen Kommentar freue ich mich ganz besonders. Ich finde es herrlich verrückt und unglaublich liebenswert, dass du die Buchstaben gezählt hast. :-)

Liebe Grüße
Lys




geschrieben von Codec Diva am 14.12.2025:

@ lys
Liebes Blumenmädchen,

ich glaube zu bemerken, dass du nicht mehr so verängstigst bist, weil du dich in Geschichten mehr traust (:

Grüße von Quasselmaschine...


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