geschrieben 2025 von Matthias Stilke (CaptainX).
Veröffentlicht: 08.11.2025. Rubrik: Fantastisches
Einblicke ins Multiversum
Einblicke ins Multiversum
Friedloff existiert im höher-dimensionalen Multiversum, wo Raum und Zeit kaum eine Bedeutung haben. Er züchtete seit Äonen Intelligenzen auf Raumzeit-Krümmungen in den niedrigen Dimensionen Drei und Vier - manchmal auch Fünf. Die Erfolge waren überschaubar; nach einigen Rückschlägen haben seine Bemühungen nun endlich zu einer mäßigen Ernte geführt - aber dann schlug die Natur des Multiversums zurück.
Als er neulich das Äquivalent seines Labors betrat, bemerkte er sofort, dass etwas nicht stimmte; die Leitexistenzen und viele Individuen seiner Herden benahmen sich merkwürdig, bewegten sich und handelten geradezu sinnlos. Der schnell herbei gerufene multiversale Veterinär (auch im Multiversum gibt es anscheinend übergeordnete Instanzen) erkannte sofort das Problem.
"Jepp. Das ist es. Ihre Herden haben sich mit dem DW1B-Virus infiziert."
"Und nun?", fragte Friedloff besorgt.
"Tja. Ihre Bestände müssen gekeult werden."
Friedloff nahm den Veterinär fragend wahr: "Alle Acht Milliarden?"
"Jepp. Aber selbstverständlich nach Existenzwohlgesetz."
"Aber dem größten Teil der Herde geht es doch gut?"
"Aber nicht mehr lange. Der Virus wird sich unaufhaltsam ausbreiten. Ist immer so."
"Na schön. Und wie geht es nun weiter?", fragte Friedloff ein wenig betroffen.
"Wir werden ihre Bestände in die nächstgelegene Singularität (multiversisch für 'Schwarzes Loch') verbringen. Das ist fast schmerzlos und beinahe human, äh ... entspricht dem Existenzwohl."
"Klingt kostenintensiv! Warum lassen wir nicht einfach den Virus wirken? Ich bin sicher, dass die infizierten Leittiere für eine schnelle Selbstausrottung sorgen werden. Und vielleicht überleben einige Exemplare für meine nächste Zucht."
Der Veterinär schüttelte den mehrdimensionalen Kopf.
"Ne. Das Existenzwohl steht an oberster Stelle und es soll kein Individuum unnötig gequält werden. Außerdem: Wenn es ihren Beständen gelingt, vorher auf andere Raumzeitkrümmungen zu emigrieren, haben wir ein höherdimensionales Problem."
"Na, fabelhaft.", meinte Friedloff sarkastisch: "Kann ich also wieder von vorne anfangen."
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Geschrieben: November 2025
Autor: Matthias Stilke
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