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6xhab ich gern gelesen
geschrieben von Federteufel.
Veröffentlicht: 13.12.2025. Rubrik: Abenteuerliches


Ein Riesenarschloch

Steig also in den Zug ein, setz mich, zieh mein Handy raus und fang an, Bilder zu verschieben. Plötzlich wird´s mir schwarz vor den Augen. Ich blick hoch. Stehen zwei dicke Typen vor mir, von der Sorte, wisst ihr, die vor Kraft kaum gehen können. Bullen, eine Frau und ein Mann, so richtige Adrenalin-Junkies. Ich lass mir nichts anmerken und denk, Sicherheit geht vor Freude. Da schnauzt die Frau: Schalten Sie sofort das Handy aus und legen Sie es auf den Klapptisch. Ich denk, hoppla, was ist das denn für´n Onk, sag: Hey, gehts noch? und mach ungerührt weiter. Da hält mir der Kerl seine Kanone vor die Nase und brüllt: Na wird´s bald, oder müssen wir erst massiv werden? Ich guck ihn an. Der Kerl hat n Gesicht wie n Treteimer, und die Frau sieht aus, als läg ihr letzter Fick in der Steinzeit. Oha, denk ich, das sind keine, die ein Kaninchenbaby aus der Dachrinne retten. Ich mach also mein Handy aus und leg es auf den Klapptisch. Bleiben Sie so sitzen, schnauzt die Frau, und die Hände flach aufs Polster. Und keinen Körperkontakt! Nanu, denk ich, bin ich hier falschen Film? Wollen Sie meine Fahrkarte sehen, sag ich, denn zufällig hatte ich eine gelöst, was nicht alle Tage vorkommt. Halten Sie den Mund, schnauzt der Bulle, wenn wir was wissen wollen, fragen wir. Jetzt seh ich auch, dass das Abteil außer uns drei Hübschen völlig leer ist und dass der Zug an keiner Station hält. Im Gegenteil, hätte nie geglaubt, dass ne Bimmelbahn so schnell fahren kann. Will mein Taschentuch herausziehen, um mir die Stirn zu trocknen. Da schnauzt die Frau: Haben Sie nicht gehört? Keine Bewegung, und entsichert Ihre Pisole. Ich leg die Hand also wieder aufs Polster und versuch, still zu sitzen. Dabei blick ich den Kerl an und seh, dass er keine Ohrläppchen hat. Ha, denk ich, schon wieder so´n zu kurz Gekommener! Nu fängt es an, mich überall zu jucken, wie nem Köter, der voller Zecken steckt. Ich dreh und wende mich, da sagt die Frau: Wenn Sie nicht sofort still sitzen, müssen wir Sie sedieren und leiert irgend was von Notwehr und unmittelbar drohender Lebensgefahr runter. Inzwischen fühlt sich mein Hemd an wie ne vollgepisste Windel. Ich denk, na ja, irgendwann ist auch die beschwerlichste Reise zuende und versuch, an was anderes zu denken. Schon seit einiger Zeit beobachte ich, dass mir die Frau ständig auf die Hose schaut. Oha, denk ich, das kann ja heiter werden! Endlich nimmt der Zug Fahrt weg, und wir laufen in den Bahnhof Altona ein. Ich blick aus dem Fenster und was seh ich? Überall Bullen mit der Knarre im Anschlag. Poh, denk ich, Putin hätten sie keinen größeren Bahnhof bereiten können und bin schon fast stolz auf mich. Der Zug hält. Aufstehen! kommandiert die Frau, und die Hände brav vom Körper weghalten! Sie nehmen mich in ihre Mitte, und wir steigen aus. Das Reden haben sie mir verboten, denk ich, aber nicht das Lachen. Also fang ich laut an zu lachen. Die Frau fuchtelt mir mit ihrem Schießeisen wütend vorm Gesicht herum und zischt: Das Lachen wird dir noch vergehen, du Arschloch! Sie bugsieren mich in ein Polizeiauto mit vergitterten Fenstern und ab geht´s, die Frau mir gegenüber lässt meine Hände nicht aus den Augen. Haben Sie noch nie Hände gesehen, frag ich. Schnauze, sagt sie. –
Loni, wirf mir doch noch mal n Bier rüber!
So, weiter. Ich denk, na, wohin geht die Fahrt. Nach gefühlt ner halben Ewigkeit hält das Auto, und sie führen mich in einen muffigen Kellerraum. Neben der Tür stehen zwei Bullen mit Knarren im Anschlag, ein andere Kerl tastet mich ab. Die Hände bleiben oben! schnauzt er, als ich sie herunternehmen will, denn ich hab n Krampf im rechten Oberarm. Jetzt kommt ne Dame im weißen Kittel herein mit nem Gesicht wie n Frettchen und streift sich nen Gummihandschuh über. Vorbeugen und die Hände flach auf den Tisch, orgelt sie und knöpft mir die Hose auf. Oha, denk ich, die Party beginnt! Kurz darauf fühl ich ihren Gummifinger in meinem Arsch. Ich will schon sagen: Normalerweise kost das n Fuffi, da zieht sie den Finger wieder heraus und ruft: Sauber! Na, denk ich, was hast du denn erwartet, du Schnepfe, ich bin keiner, der sein Arbeitsgerät verdrecken lässt. Doch kaum hab ich zuende gedacht, da kommt schon wieder so´n Kerl auf mich zu und stellt sich als Hauptkommissar soundso vor. Er bitte vielmals um Entschuldigung, schnirgelt er, das ganze sei ein Missverständnis und habe sich jetzt aufgeklärt. Ich denk, du kannst mich mal, du Eimer, zeig mir, wo der Ausgang ist, da lädt er mich höflich auf einen Kaffee in sein Büro ein. Ich will kein Spielverderber sein und sag: ´n Bier wär mir lieber! Haben wir, flötet er, haben wir! Ob ich einen Zwillingsbruder habe, fragt er. Nee, sag ich, der ist kurz nach seiner Geburt aus dem Nest gefallen und gestorben. Oben in seinem Büro setzt er mir n Kaffee vor und bittet nochmal um Entschuldigung. Langsam geht er mir auf den Keks, und ich frag: Was ist denn überhaupt los, Meister? Wir haben einen Hinweis bekommen, sagt er, dass in den nächsten Tagen ein Bombenanschlag auf den Weihnachtsmarkt am Rathaus geplant ist. Und wie kommen Sie da auf mich, frag ich, seh ich wie n Bombenleger aus? Wie sieht denn ein Bombenleger aus? fragt er zurück. Ich sag: Wie´n Riesenarschloch. Jedenfalls, redet er weiter, sehen Sie einer Zielperson, die wir schon seit Wochen observieren, verteufelt ähnlich. Dummerweise haben wir diese Person vor einiger Zeit aus den Augen verloren. Uns blieb also nichts anderes übrig, als während des Weihnachtsmarkts alle verdächtigen Personen fest zu nehmen und zu überprüfen. Gebongt, sag ich, aber was sollte dann das Affentheater im Zug? Und was hat ihre Madam in meinem Mokkastübchen gesucht? Doch nicht etwa meine Fahrkarte? Jetzt lacht der Krimscher herzhaft und brüllt: Nee, nicht Ihren Fahrschein, wir sind von der Kripo und nicht von der Bahnpolizei und lacht und lacht. Ich denk, gleich fällt er vom Stuhl. Junger Mann, orgelt er, die Dame hat Plastiksprengstoff gesucht! Ich denk, ich hör nicht recht. Ich sag, in meinem –? Ja, sagt er, in Ihrem. Sie ahnen ja nicht, wie viel von dem verdammten Zeug durch so ein Terroristenarschloch geht! Damit kann so ein Strolch den halben Marktplatz in die Luft sprengen! Ach, sag ich, jetzt geht mir ein Licht auf. Und gezündet wird via Handy. Genau, sagt er, entweder auf Touch oder durch einen Anruf von außen. Okay, sag ich, aber warum musste ich dann die ganze Zeit die Hände vom Körper weg halten? Mein Handy war doch ausgeschaltet. Der Kerl blickt mich an wie eine Bulldogge mit Stuhlbeschwerden. Junger Mann, sagt er, der kleinste Fehler, den ich mache, kann dazu führen, dass ich den Rest meiner Dienstjahre unbeleuchtete Fahrradfahrer aufschreibe. Und darauf kann ich gerne verzichten. Es gibt Hinweise, dass heute nicht mehr via Handy gezündet wird, sondern mittels winziger Chips, die zum Beispiel hinterm Ohr oder im Handballen eingepflanzt sind, und die durch Rubbeln aktiviert werden.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Babuschka am 13.12.2025:

Na, damit war ja alles aufgeklärt und du konntest den Hamburger Weihnachtsmarkt ausgiebig durchstrolchen.
LG Babuschka




geschrieben von Bad Letters am 14.12.2025:

Tolle Geschichte, Federteufel!

MfG
Bad Letters




geschrieben von Federteufel am 15.12.2025:

Leider, Babuschka, ist der wirkliche Terrorist ja noch nicht gefasst. Bleibt nur zu hoffen, dass aus der Fiktion keine Realität wird. Im Internet lese ich: 2009 versteckte ein Mann eine Bombe in seinem Anus, um den saudischen Prinzen Muhammad bin Nayef zu ermorden, was als "eine neuartige Technik" beschrieben wurde. Obwohl er sich in Reichweite des Prinzen befand, absorbierte sein Körper den Großteil der Explosion, sodass Bin Nayef nur leicht verletzt wurde, aber der Attentäter teilweise auseinander flog. Stell dir vor, du willst jemandem einen Glühwein überreichen und der Typ explodiert. Ferner wird von Leuten berichtet, die sich an Silyester einen Knallörper in den Hintern gesteckt haben. Also, Babuschka, pass schön auf, wem du demnächst die Hand reichst.
Dank an alle, die mir ein Herzchen erteilt haben.
LG, Federteufel

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