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geschrieben 1988 von Rautus Norvegicus (Rautus Norvegicus).
Veröffentlicht: 18.08.2025. Rubrik: Abenteuerliches


Kurze Rache

John Smith schultert die Büchse, verlässt seine Blockhütte. Direkt vor dem Haus hat er das langgezogene Heulen des Wolfs gehört. Und nur an dem einzigartigen Heulen erkannte er ihn!

Dieser Bestie waren schon sieben Menschen zum Opfer gefallen. Vor zwei Wochen hatte er seine Frau schrecklich zugerichtet und getötet. Als Smith die bestialisch entstellte Leiche zu Gesicht bekam, hatte er bei seinem Leben geschworen, den Menschenfresser so lange verfolgen zu wollen und zu jagen, bis er ihn zur Strecke gebracht hatte!

Smith zitterte vor Aufregung, als er keine zwanzig Schritt entfernt einen großen Urinfleck im frisch gefallenen Schnee entdeckte. Schnell hatte er seine Skier angelegt und die Verfolgung aufgenommen. Die deutlich sichtbare Fährte verlief am Waldesrand und führte den Berg hinauf. Die Sonne war gerade aufgegangen und John war sich ganz sicher, dass er den Wolf noch vor Sonnenuntergang gestellt haben würde! Die Verfolgung führte ihn immer weiter den Berg hinauf. Der Wind peitschte ihm eisig kalt ins Gesicht, John wurde sich
bewusst, dass er seine Schneemaske nicht mit sich führte. Doch den Wolf zu stellen war ihm einige Erfrierungen wert!

So dicht war er noch niemals an ihn heran gekommen und heute wollte er seine Chance nutzen! Aber es wurde Nacht, ohne dass John auch nur die Schwanzspitze des Tieres zu Gesicht bekommen hätte. Außerdem schmerzten seine Beine von der Jagd, die nun ununterbrochen seit vierzehn Stunden andauerte. Völlig außer Atem ließ er sich auf die schmerzenden Knie nieder und sah sich aus entzündeten Augen um. Er hatte fast den Gipfel des Berges erreicht, den er diesen Killerwolf hinauf hetzte. Dann glaubte er seinen Augen nicht zu trauen; ungefähr fünfundzwanzig Meter von ihm entfernt saß der Gejagte und heulte zum Himmel empor!

Smith zwang sich, ruhig zu atmen und legte an. Er konzentrierte sich so sehr auf den Schuss, dass er das donnernde Grollen, mit dem eine Lawine auf ihn zuraste, völlig überhörte! Gerade zu dem Zeitpunkt, als er den Finger um den Abzug krümmte und das tödliche Projektil den Lauf seines Gewehres verließ, erreichten die Schneemassen seine Beine. Lang fiel er auf sein Gesicht und wurde in sekundenschnelle von dem Schnee begraben. Er verlor das Bewusstsein mit dem Gedanken, dass er den Wolf nicht getroffen hatte!

Verwundert schlug John die Augen auf und blinzelte in die fast weiße Wintersonne. Das gab es doch nicht. Er war in eine Lawine geraten und hatte es überlebt. Seine Beine waren allerdings nicht mehr zu spüren, unbeholfen bewegt er sich hin und her, um die Blutzirkulation wieder anzuregen. Seine Oberschenkel fingen an zu schmerzen, als das But wieder durch die Adern floss. John dachte an seine missliche Lage, auch an seinen vermeintlichen Fehlschuss musste er denken
und verfluchte sich innerlich. So eine Gelegenheit würde sich ihm nie wieder bieten! Stöhnend wollte er sich herumwälzen, erstarrt jedoch mitten in der Bewegung. Aus den Augenwinkeln erkannte er die Silhouette des Wolfes, der einige Meter hinter ihm stand und drohend seine riesigen,
weißen Reißzähne bleckte!

Entsetzt zuckte John zurück, im gleichen Augenblick sprang der Wolf ihn an. Schützend hob der Trapper die Arme vor sein Gesicht. Durch die Wucht des Sprunges rollten beide zusammen den Hang hinab. Während des gesamten Weges rechnete er damit, dass der Wolf seine Zähne in seinen Körper schlagen würde. Urplötzlich blieben sie in einer Schneewehe stecken, die Fratze des Wolfes keine dreißig Zentimeter von Johns Gesicht entfernt.

Jetzt wandte die Bestie in Zeitlupe den Kopf und kippte seitlich in den Schnee. Nun konnte Smith es sehen: Die
Kugel, die er auf das Tier abgefeuert hatte, war nicht fehl gegangen! Sie war ihm durch das linke Auge in den Kopf eingedrungen und hatte beim Austritt aus dem Hinterkopf ein faustgroßes Loch gerissen!

Erleichtert lachte der Trapper John Smith laut auf. Er lachte so laut, dass er nicht hörte, wie hinter ihm eine Lawine heran brauste und für ihn und den Menschenfresser zur eiskalten Grabstelle wurde!

..................................Ende..........................................

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